Unsere FAQs im Winter

Wintersport und Naturschutz

Winterlandschaft im Naturschutzgebiet FeldbergQuelle: H. Ulsamer

Die zehn häufigsten Fragen an Feldberg-Ranger Achim Laber zum Thema Skisport und Naturschutz

 

Achim Laber: Ich bin nicht nur Naturschützer, sondern auch Skifahrer. Also ein naturschützender Skifahrer oder ein Ski fahrender Naturschützer. Auch bei den Skifahrern gibt es alle Formen und Farben. Daher könnten Sie mich genau so fragen: „Was denken Sie über Menschen?“


Achim Laber: Wintersport ist eine wichtige und schöne Möglichkeit, die kalte Jahreszeit aktiv zu gestalten. Das Skigebiet am Feldberg mit seinen hohen Besucherzahlen befindet sich zum größten Teil außerhalb des Naturschutzgebietes. Daher kann hier oben – ebenfalls außerhalb des Schutzgebiets – auch die eine oder andere Großveranstaltung stattfinden. Damit erkennt der Naturschutz die wirtschaftliche Bedeutung des Wintersports an.

Allerdings ist am Feldberg das Skigebiet von einer Landschaft umgeben, die für den Natur- und Artenschutz eine sehr bedeutende Rolle spielt. Zum Schutz dieser Natur sind Spielregeln wichtig, die in der Verordnung zum Natur und Landschaftsschutzgebiet Feldberg verankert sind.


Achim Laber: Der Feldberg ist durch zwei Dinge begünstigt: Zum ersten ist die Grasnarbe in unseren Höhenlagen regenerationsfähiger als weiter oben in den Alpen. Auch wenn Skifahrer und Pistenraupen im Winter vereinzelt den Boden verwunden, schließen sich die Lücken in aller Regel bis zum Sommer des darauf folgenden Jahres.

Zum zweiten haben wir sehr wasseraufnahmefähige Böden, die nicht wie Lehm- oder Tonböden zum Abrutschen neigen. Bei Beregnungsversuchen wurde selbst bei unnatürlich großen Niederschlagsmengen kein nennenswerter Bodenabtrag festgestellt.


Achim Laber: Untersuchungen haben ergeben, dass das Skifahren und die Pistenpflege vor allem Einfluss auf die mehrjährigen Stauden haben. Pflanzen wie Heidekraut oder Heidelbeeren verschwinden von der Skipiste. Ansonsten können sich in unseren Höhenlagen auch auf diesen Flächen viele seltene Arten halten. Skipisten sind also nicht automatisch für seltene Arten entwertet. Dies kann sich allerdings ändern, wenn durch Baumaßnahmen Bodenveränderungen notwendig werden oder wenn für die künstliche Beschneiung zu nährstoffreiches Wasser oder Wasser mit Zusätzen verwendet wird.


Achim Laber: Wild lebende Tiere können sich auf den Wintersport einstellen, so lange sich die Menschen auf vorgegebenen „Schienen“ wie Pisten, Loipen und regelmäßig frequentierten Wegen bewegen. Große Probleme haben Tiere dann, wenn sie im Wald überrascht werden, wo sie nicht mit Menschen rechnen. Bei der Flucht durch tiefen Schnee oder durch die Luft verbrauchen sie extrem viel Energie. Stress oder Energieverluste können dann durchaus auch zum Tod der Tiere führen. Besonders schwierig wird das natürlich, wenn ohnehin stark vom Aussterben bedrohte Arten wie die Auerhühner betroffen sind.


Achim Laber:  Wie viele andere Wintersportaktivitäten ist auch das Snowkiten auf den Freiflächen des Feldberggipfels erlaubt, sobald die Grasnarbe durch eine ausreichend hohe Schneedecke geschützt ist. Tiere, die auf die waldlosen Kuppen als Lebensraum angewiesen sind, kommen am Feldberg im Winter nicht vor. Als gewissermaßen „stärkeren Verkehrsteilnehmern“ obliegt den Kitern allerdings eine besondere Verantwortung den anderen Besuchern gegenüber.


Achim Laber: Tatsächlich haben sich die Zahlen der Schneeschuhwanderer in den letzten Jahren vervielfacht. Auch andere Outdoor-Aktivitäten wie das Skitourengehen sind sehr beliebt. Gegen diese Sportarten ist vom Grundsatz her nichts einzuwenden. Bei der Auswahl der Touren muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Wälder wichtige Rückzugs- und Ruhezonen für wild lebende Tiere darstellen und daher nur eingeschränkt für diese Wintersportaktivitäten zur Verfügung stehen. Doch ich bin eigentlich optimistisch: Schneeschuhgeher und Skitourengeher sind sehr naturverbundene Menschen, die für gute Argumente offen sind.

Das Naturschutzzentrum hat gemeinsam mit der Forst- und Naturschutzverwaltung, Naturschutzverbänden, dem Alpenverein und dem Deutschen Skiverband eine Karte erarbeitet, die als Grundlage für Schneeschuhgeher, Tourenskiläufer und Variantenfahrer im Naturschutzgebiet Feldberg dient. Die in der Karte rot gekennzeichneten Wälder müssen im Winter den Wildtieren vorbehalten bleiben. Traditionelle Skitouren sind auch weiterhin möglich und dieser Karte zu entnehmen. Gewerbliche Anbieter von Schneeschuhtouren benötigen eine Genehmigung von der Forstverwaltung.


Achim Laber: Ich halte die Touren des Zentrums für sinnvoll, denn sie bieten uns die Möglichkeit, die Menschen ohne erhobenen Zeigefinger über mögliche Konfliktfelder zu informieren und ihnen gleichzeitig faszinierende Naturerlebnisse im Winter zu bieten. Das ist besser, als wenn sie sich irgendwo anders Schneeschuhe besorgen und dann ohne Informationen loslaufen. Selbstverständlich bietet das Naturschutzzentrum seine geführten Touren nur in solchen Gebieten an, in denen es nicht zu Konflikten mit dem Schutz bedrohter Tierarten kommen kann.


Achim Laber: Da wir im Naturschutzgebiet Feldberg auf Aufklärung setzen, wird von Bußgeldern nur in bestimmten Einzelfällen Gebrauch gemacht. Da Verstöße gegen die Naturschutzverordnung eine Ordnungswidrigkeit darstellen, können Bußgelder verhängt werden. Die Spanne liegt dabei zwischen 50 und 1.000 Euro.

Unsere Winter-Ranger informieren im Gelände über Tourenmöglichkeiten und über die Regeln, sorgen aber zusammen mit den Förstern auch dafür, dass diese Regeln eingehalten werden. Informationen im Gelände kann man auch von den Info-Scouts erhalten und selbstverständlich auch im Haus der Natur.


Achim Laber: Deutschland ist in vergleichsweise kleines Land mit vielen Menschen. So müssen auf engem Raum Bedürfnisse der Menschen nach Erholung und sportlicher Betätigung befriedigt werden. Gleichzeitig gilt es bedrohte Tierarten und ihre Lebensräumen zu schützen und zu erhalten. Das ist ein Kompromiss, mit dem nicht nur unsere Gäste, sondern auch unsere Tiere leben müssen.